Da zeigt sich: Viele Interessen der Fünftklässler ähneln sich, und doch ist jedes der 80 Kinder einzigartig. „Was Sie hier sehen, haben die Schüler in den vergangenen acht Wochen produziert“, hieß Pädagoge und Didaktischer Leiter Timo Brokmann die Besucher willkommen – Familie und Freunde der Fünftklässler, die die Ergebnisse ihrer Projekt-Arbeit im Jahrgangstrakt präsentierten.

Die Pappaufsteller von sich selbst haben die Kinder jeweils dienstags 160 Minuten lang erarbeitet. „Sie werden erleben, dass bei den Schülern vieles im Kopf vorgeht und ihnen vieles am Herzen liegt“, sagte Timo Brokmann. „Es ist wirklich spannend, was so vorgeht in Elf-, Zwölf-, Dreizehnjährigen.“

Den Angehörigen attestierte der Pädagoge: „Ihre Kinder sind größer und reifer geworden.“ Die Mädchen und Jungen nahmen sich in dem Kunstprojekt Zeit, um über sich nachzudenken, zu reflektieren, was ihnen durch den Kopf geht, was ihnen im Leben wichtig ist.

Da sind Familie und Freunde meist weit vorne. Auch Haustiere oder das Lieblingsessen nehmen bei etlichen Fünftklässlern einen hohen Stellenwert ein. Manche der mannshohen Pappaufsteller sind aufwendig verziert, beklebt, bemalt, mit Stoffhosentaschen oder Knöpfen versehen, andere schlichter gehalten.

Fantasy-Figuren und populäre Musiker, Motive vom Lieblings-Fußballverein und von Süßigkeiten, Bilder mit schicken Autos und Fahrrädern sind zu sehen. Allgegenwärtig sind die Logos von Internet-Plattformen wie YouTube, Instagram oder WhatsApp. Doch die Jugend ist wahrlich nicht nur auf die digitale Welt konzentriert. „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“, heißt es an anderer Stelle. „Die Familie ist die Heimat des Herzens“, schrieb ein weiterer Fünftklässler.

Dies alles schauten sich die Besucher mit Interesse an. Kinder und Erwachsene folgten auch dem Aufruf von Timo Brokmann, auf einem gesonderten Plakat „ein gutes oder kritisches Wort“ zu hinterlassen unter der Überschrift: „Mein Lehrer – so soll er/sie sein“. Nun, die Antworten sind vielfältig. „Ernsthafte Probleme gemeinsam lösen“, hieß es da. Oder: „Helfen statt wegschauen“.

Den Kindern zuzuhören, humorvoll und entspannt zu sein, ihnen ein Vorbild und gerecht zu sein, erscheint wichtig. „Gutaussehend“ sollten sie ebenfalls sein, wünschte sich jemand – wohl mit einem Lächeln. Wieder andere appellierten, sich mit dem Thema Mobbing zu beschäftigen, weniger Hausaufgaben aufzugeben, zuweilen mehr Durchsetzungsvermögen zu zeigen oder einfach ein Vertrauter zu sein für Kinder und Eltern. So viel zu den Wünschen.

Die Ausstellungsbesucher sahen überdies per Beamer Bilder vom Entstehungsprozess der Pappaufsteller, die nach den Sommerferien womöglich auch im Einschulungsgottesdienst für die kommenden Fünftklässler thematisiert werden. Heute dreht eine Klasse ein internes Musikvideo mit den Figuren.

Vier Projekte pro Schuljahr
Die aktuellen Fünftklässler sind der erste Jahrgang, der die Projektarbeit absolviert, erläuterte Timo Brokmann. Vier Projekte sind es pro Schuljahr. Vor dem Kunstprojekt hatten sich die Kinder bereits mit Themen zu Biologie, Erdkunde und Deutsch befasst. Die Schule sammle so Erfahrungen, wie viel Freiheit sie den Kindern geben kann, ohne sie zu überfordern; denn am Ende der 10. Klasse sollen sie so selbstständig und auch in Teamarbeit geschult sein, dass sie auf das Berufsleben vorbereitet sind.