Demokratie-Projekt in der Selsinger Heinrich-Behnken-Oberschule: Kommunalpolitiker stellen sich den Fragen von Siebtklässlern

Nein, eine Diktatur wäre in Deutschland nicht mehr möglich. Das erklärten mit Silke Kriete aus Ostereistedt und Harald Hausschild aus Godenstedt zwei Kommunalpolitiker am Donnerstag Siebtklässlern der Selsinger Oberschule. Die Mädchen und Jungen absolvieren gerade ihr Demokratie-Projekt und nutzten die Chance, Fragen an die Volksvertreter zu richten. Und ja, manche fielen überraschend aus.

Von Lutz Hilken (Zevener Zeitung 01.04.2022)

„Können wir zwei Bürgermeister haben?“, fragte einer der Schüler. „Man ist nie allein“, erklärte Harald Hauschild das Prinzip. Der CDURatsherr, Kreistagsabgeordnete und Bürgermeister der Gemeinde Seedorf verdeutlichte, dass es Stellvertreter des Bürgermeisters gebe. „Ich glaube, mancher Bürgermeister wäre gerne alleinherrschend“, fügte er schmunzelnd hinzu. „Aber entscheidender Faktor ist der Gemeinderat“, denn am Ende müssten Mehrheiten für politische Beschlüsse gefunden werden.

Er verwies auf das Grundgesetz, in dem eben diese Regeln festgelegt sind. Da liege der Unterschied zu einer Diktatur. Tatsächlich kochte unter Schülern zwischenzeitlich die Diskussion hoch, ob eine Diktatur die bessere Regierungsform sei als eine Monarchie oder eben die Demokratie, wie Pädagogin Sabrina Michel berichtete. Am Ende fiel die Wahl auf die Demokratie, „damit die Bürger mitentscheiden können“, wie ein Schüler verdeutlichte. „Das ist für alle gerecht“, argumentierte er. Es müsse sich dann niemand ausgeschlossen fühlen.

Zunächst aber war es an den Siebtklässlern, den Politikern ihre im Projekt gruppenweise entwickelten Pläne einer Traumstadt zu präsentieren. In der Klasse 7 b stellten Hannes Böschen und Finn Luca Lach exemplarisch ihre „City Jumper“ vor, inklusive Wohngebieten, Park, Geschäften, Tankstelle, Krankenhaus, Kitas, Schwimmbad, Kino und Spielplätzen. Auffällig: In der fiktiven Stadt gibt es fast nur Tempo-30-Zonen.

Harald Hauschild lobte: „Das Wesentliche zum Leben findet man wieder.“ Silke Kriete bestätigt: „Das ist gut durchdacht.“

Acht Wochen lang lief das Demokratie-Projekt, so Projektleiter Henning Stüben. Die Präsentation bildete den Abschluss. In dem Projekt ging es viel darum, gute Argumente für seine Ziele zu finden, Entscheidungen zu begründen. „Wichtig ist, dass die Schüler in der Gruppe gemerkt haben: Man muss Entscheidungen gemeinsam treffen“, sagte Sabrina Michel.

Und vielleicht fänden sich Wünsche und Ideen der Schüler ja irgendwann in der Gemeinde wieder. Daher sei die Schule dankbar, zwei ihrer Vertreter vor Ort zu haben. Beide stellten sich den Fragen der Schüler. Die wiederum hörten aus erster Hand, was Politik in ihrem Lebensumfeld bedeutet und was sie tun können, damit Politik ihre Wünsche anhört und gegebenenfalls umsetzt.

Offen für Vorschläge

Schüler könnten Bürgermeister und Politiker jederzeit ansprechen, auch Gemeinderatssitzungen besuchen, unterstrich Silke Kriete: „Wir sind offen für alles. Immer her mit den Vorschlägen – dafür sind wir da.“

Harald Hauschild ergänzte: „Wenn Entscheidungen getroffen werden, hat es immer viel mit Geld zu tun.“ Dafür gebe es Haushaltspläne und einen Kostenrahmen. „Ein Hallenbad könnten wir theoretisch bauen. Aber für unsere Einwohnerzahl sind die Kosten einfach zu hoch, so ein Bad zu unterhalten“, nannte er ein Beispiel. Und ja, manche Dinge könnten lange dauern.

Die Bezahlung der Kommunalpolitiker? Beide sind ehrenamtlich tätig und erhalten lediglich Sitzungsgeld beziehungsweise eine Aufwandsentschädigung aus dem Gemeindesäckel. Ob es Nachtschichten für die kommunalpolitische Arbeit gibt? „Keine Nachtschichten, aber manchmal wundert man sich schon, wie lange eine Sitzung dauern kann“, sagte Silke Kriete lachend.