Ausbildungsmesse mit 15 Betrieben in der Selsinger Oberschule gibt Neuntklässlern Orientierung
Von Lutz Hilken (Zevener Zeitung 12. Februar 2023)
Was tun nach dem Schulabschluss? Eine Berufsausbildung beginnen? Und wenn ja: welche? Bei einer Ausbildungsmesse in der Selsinger Oberschule knüpfen Neuntklässler erste Kontakte mit Arbeitgebern. Die haben klare Erwartungen an ihre künftigen Azubis.
Der Schulabschluss kommt für Neuntklässler der Selsinger Oberschule langsam in Sicht. Wollen sie danach eine Ausbildung beginnen, sollten sie vorher wissen, welcher Beruf zu ihnen passt. Bei einer Ausbildungsmesse hatten sie jetzt die Chance, sich an den Ständen von 15 Betrieben zu informieren und Kontakte zu knüpfen.
Die Neuntklässler sind präpariert mit einem Fragebogen, um zielgerichtet mit Firmenvertretern ins Gespräch zu kommen, wie Pädagogin Natascha Peters, Koordinatorin für berufliche Orientierung, schildert. Sie hat die Messe mit ihrer Kollegin Sibylle Kayser organisiert.
Die Schüler sollen ein breites Berufsspektrum kennenlernen können, vom Handwerk über Dienstleistung bis hin zur Bundeswehr, und sich überwinden, mit Ansprechpartnern Kontakt aufzunehmen. „Auch zu wissen, was man nicht will, ist wichtig“, sagt Natascha Peters.
Zwei Praktika haben die Mädchen und Jungen bereits hinter sich. „Wenn man sich gut anstellt, ist das im Prinzip die Eintrittskarte“, weiß die Koordinatorin. Viele der Jugendlichen wissen noch nicht, was sie beruflich machen wollen, manche dagegen schon ziemlich genau. Der 14-jährige Ben Themann aus Selsingen findet die Ausbildungsmesse hilfreich: „Man erfährt viel über die Berufe.“ Sein Interesse geht in Richtung Kfz-Mechatronik.
Schülerin Janna Dieckmann aus Elmerheide lobt die bereits absolvierten Praktika: „Ich fand es sehr schön, dass wir das machen durften.“ So lernte sie zwei Berufsfelder näher kennen. Und jetzt bei der Ausbildungsmesse weitere Richtungen. „Ich würde gerne etwas Handwerkliches machen“, sagt die 15-Jährige. Denn sie wolle nicht den ganzen Tag auf einen Computerbildschirm schauen.
Alina Ihden aus Bremervörde zieht es mehr in den medizinischen Bereich. Die 15-Jährige hat ihre Kontaktdaten am Stand der Bundeswehr hinterlassen, weil sie sich eine Zukunft als Sanitäterin vorstellen kann. Und sie freut sich über einen Gutschein für einen Praktikumsplatz in der Oste-Med-Klinik im Pflegefachbereich. Sie freut sich über die Chance, Einblicke zu bekommen.
Betriebe hoffen auf Fachkräfte aus der Region
Doch was erwarten Arbeitgeber eigentlich von ihren künftigen Azubis?
Metallbaumeister Hinnerk Postels von der Firma D. Mehrtens aus Zeven betont, wie sehr Betriebe auf den Nachwuchs angewiesen sind, um eigene Fachkräfte ausbilden zu können. Daher zeigt das Unternehmen Präsenz bei Messen. So wie die anderen Betriebe. Klar ist: Bewerber sollten unbedingt Interesse am Handwerk haben, ein entsprechendes Geschick an den Tag legen, eine Affinität zu Maschinen haben.
Dabei seien die schulischen Vorkenntnisse und Zeugnisnoten nicht entscheidend. Vielmehr zählt die Motivation, die Freude an der Arbeit in einem jungen Team. „Alles Weitere lösen wir im Rahmen der Ausbildung.“ Zuvor aber gehört ein Praktikum dazu, damit beide Seiten abschätzen können, ob es passt.
Ähnlich äußert sich Zimmerermeister Heiko Pape, Geschäftsführer der Bremervörder Firma Kurt Buck. „Ehrgeiz und Teamfähigkeit“ seien wichtige Eigenschaften für Bewerber. Die Einstellung zur Arbeit müsse stimmen. Praktikum oder Ferienjob helfen weiter, um einen Eindruck vom Bewerber beziehungsweise umgekehrt von der Arbeitsstelle zu bekommen. „Der Wille ist entscheidend.“
Privatkundenberater Lasse Mindermann von der Zevener Volksbank weiß. „Junge Leute werden immer gebraucht“, und wo könne man sie besser ansprechen als in der Schule. Zugleich macht er deutlich: „Ohne Praktika geht’s nicht“, auch auf dem Dienstleistungssektor. Kommunikationsfähigkeit, ein gutes Auftreten, offen für Neues zu sein - unerlässlich.
Heizungsbaumeister Alexander Derksen von der Firma Haus & Technik Pape in Selsingen verdeutlicht für seine Branche: „Grundvoraussetzung ist: Man muss Lust aufs Handwerk haben.“ Gute Kenntnisse in Mathe, Physik und Chemie seien von Vorteil, ein gewisses Geschick sollte mitgebracht werden. Niemand müsse eine Scheu haben, sich zu bewerben.
Am Stand dürfen sich Schüler ausprobieren, ein Diagnosegerät in Augenschein nehmen und mehr. Selbst Hand anlegen dürfen Schüler auch am Stand des Zevener Ringhotels Paulsen, um dekorative Servietten zu falten. Serviceleitung Martina Stelljes räumt mit dem Vorurteil auf, dass an jedem Wochenende gearbeitet werden müsse.
Das A und O seien gute Umgangsformen in der Gastro-Branche: „Man sollte gerne mit Gästen kommunizieren, freundlich und offen auf andere Menschen zugehen können.“ Einstellungsvoraussetzung ist auch hier ein vorheriges Praktikum, damit beide Seiten wissen, was auf sie zukommt.
Am Mittwoch kommt übrigens der Edeka-Talente-Truck nach Selsingen. Dieser bietet den Oberschülern eine Betriebserkundung mit digitalen Medien und Einblicke in die Ausbildungsmöglichkeiten im Einzelhandel.