Selsinger Heinrich-Behnken-Oberschule beteiligt sich am Projekt „Lebensmittel-Wertschätzung in der Schulverpflegung“

In Deutschland landen jährlich rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. In der Schulverpflegung sind es etwa 25 Prozent der Speisen. Die Selsinger Heinrich-Behnken-Oberschule möchte es besser machen und so wenig Nahrung wie möglich verschwenden. Darum beteiligt sie sich jetzt als eine von zehn Schulen in Niedersachsen an dem Projekt „Lebensmittel-Wertschätzung in der Schulverpflegung“.

Selsinger Oberschüler schieben Speisereste von ihrem Teller in eine Tonne. Die steht auf einer Waage und füllt sich langsam. Drei Tage lang werden die in der Mensa angefallenen Essensreste gemessen. Und nicht nur das: Die Schüler sollen auf einer Plakatwand per Klebepunkt anmerken, warum sie ihren Teller nicht leer gegessen haben.

„Es hat mir nicht geschmeckt“, weil das Essen zu wenig gewürzt, schon kalt oder zu salzig war, lauten Antwortmöglichkeiten. Das kommt beim Testtag allerdings selten vor, als Currywurst mit Pommes Frites und einer Curryketchup-Soße auf dem Speiseplan steht – alternativ paniertes Schnitzel mit Tomatensoße. „Die Portion war zu groß“, lautet häufig die Antwort, konkret die Soßenmenge. Die gute Nachricht: Die meisten der Schüler haben keine Reste mehr auf dem Teller.

Das deckt sich mit den Eindrücken von Frederieke von der Lancken. Sie leitet das Projekt der „Vernetzungsstelle Schulverpflegung Niedersachsen“, das das Bewusstsein für einen reflektierten Umgang mit Nahrung stärken soll. „Schüler mögen es oft nicht, wenn Speisen in Soße schwimmen“, sagt sie. An diesem Tag in Selsingen sei zu beobachten, „dass ganz viel Soße weggeworfen wird. Schüler mögen es oft

lieber, wenn Dinge getrennt auf dem Teller liegen und nicht ,kontaminiert‘ sind.“

Frederieke von der Lancken begleitet das vierwöchige Projekt in Selsingen. „In der ersten Projektwoche geben wir Materialien an die Schule, entwickelt von der Bundesinitiative ,Zu gut für die Tonne“‘, berichtet sie. Das wird vom Hauswirtschafts- bis zum Religionsunterricht eingesetzt. In der zweiten Projektwoche messen und wiegen die Beteiligten in der Mensa die Tellerreste.

In der heute beginnenden dritten Woche kommt es am Mittwoch zu einem Workshop mit Teilnehmern aus Schulleitung, Lehrkräften, Schülern, Mensa- Personal, Träger und Mitarbeiterin der Vernetzungsstelle. Ziel ist es, die in der Mensa gemessenen Ergebnisse als Grundlage für Ideen zu nehmen, wie in Zukunft weniger Tellerreste anfallen. Wobei die Projektleiterin relativiert: In Selsingen sei die Menge der Speisereste „ziemlich durchschnittlich“. Frederieke von der Lancken lobt: „Was auf jeden Fall gut klappt, ist die Kommunikation zwischen dem Mensa-Personal und den Schülern. Sie sind sehr vertraut, man kennt sich gegenseitig. Das Mensa-Personal weiß, wer viel isst und wer weniger.“ Dieses Wissen trage sehr viel dazu bei, wie viel am Ende weggeschmissen wird.

30 Gramm pro Person

Im Durchschnitt sind es in Selsingen ihren Worten zufolge rund 30 Gramm pro Person, damit liege die Bildungsstätte im Mittelfeld. Didaktischer Leiter Timo Brokmann erwähnt: „Bisher haben wir jedes Jahr unsere Speisepläne überprüfen lassen und Rückmeldung bekommen, wie ausgewogen das Essen nach bestimmten Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ist.“ Die Schule werde positiv darin bestärkt, „dass viele Dinge schon richtig laufen“, so Brokmann. „Das sehen wir auch an den Essenszahlen.“ Bis zu 200 Mahlzeiten werden in der Selsinger Oberschul-Mensa mittags zwischen 12.15 Uhr und 13.30 Uhr in drei Schichten ausgegeben.

Pädagogin Maike Gerken betont, wie frühzeitig die Schüler im Unterricht auf das Lebensmittel- Projekt vorbereitet worden sind. „Wir haben mit Schülern diskutiert, Filme zum Thema geguckt.“ Es gelte, ein Bewusstsein zu wecken und Informationen zur Herkunft der Lebensmittel zu vermitteln. Auch der Wandel der Lebensmittelproduktion in der Landwirtschaft für die Konsumgesellschaft ist ein Thema. Überhaupt sollten die Schüler ihr Essverhalten reflektieren, auch mit Blick auf Umweltbelastungen.

Im Religions- und im Hauswirtschaftsunterricht sei behandelt worden, wie tierische und pflanzliche Produkte hergestellt werden, um den Weg der Nahrung zurückverfolgen zu können. „Ein Nugget war vorher irgendwann mal ein Huhn. Die Schüler können sich das nicht vorstellen, sie verbinden das nicht miteinander“, so Maike Gerken. „Das Interesse ist sehr groß.“

Frederieke von der Lancken bestätigt: „Im Vergleich zu den anderen Projektschulen läuft hier eine ganze Menge in der Vorbereitung und an Ideen.“ Sie sei „begeistert, wie das hier in der Schule aufgegriffen wird“. Zumal die Projektleiterin zusätzlich darauf achtet, was an den Schulen gut läuft und wie sie voneinander lernen können.